Diabetes mellitus
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Diabetes mellitus, Zuckerkrankheit oder einfach nur Diabetes ist eine häufig vorkommende chronische Stoffwechselerkrankung. Typisches Merkmal dabei ist der erhöhte Blutzuckerspiegel. Diabetes mellitus sollte auf jeden Fall vom Arzt behandelt werden, da die Folgeschäden zum Tod führen können.
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Was ist Diabetes mellitus?
Bei Diabetes mellitus („ honigsüßer Durchfluss“) oder Zuckerkrankheit handelt es sich um eine chronische Stoffwechselerkrankung. Sie ist gekennzeichnet durch einen chronisch erhöhten Blutzuckerspiegel (Hyperglykämie).
Die Krankheit Diabetes mellitus ist auf einen Insulinmangel (absolut oder relativ), oder ein vermindertes Ansprechen des Körpers auf Insulin zurückzuführen.
Insulin wird in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) gebildet. Seine Hauptaufgabe ist die Aufnahme von Traubenzucker (Glukose) aus dem Blutstrom in die Zellen. Fehlt dieses Hormon, kann die Glukose nicht mehr in die Zellen eingebracht werden. In der Folge kommt es bei Diabetes mellitus zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels.
Ursachen
Die beiden Hauptformen von Diabetes mellitus, Typ 1 und Typ 2, haben gänzlich unterschiedliche Ursachen. Nur etwa fünf Prozent der Diabetiker sind vom Typ 1 Diabetes mellitus betroffen. Die Krankheit beginnt meist in jugendlichem Alter und wird deswegen auch als juveniler (jugendlicher) Diabetes bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine Autoimmunerkrankung, die durch genetische Veranlagung und Virusinfektionen (vor allem Masern-, Mumps- und Grippeviren) begünstigt wird.
Bei Diabetes mellitus Typ 2 reagieren die Zellen nicht mehr ausreichend auf das körpereigene Hormon Insulin. Es entwickelt sich ein relativer Insulinmangel und in Folge eine Insulinresistenz - Insulin ist zwar vorhanden, aber die Zellen reagieren nicht darauf.
Bei den Meisten der Erkrankten werden körperliche Veränderungen vorgefunden, die als „Wohlstandssyndrom“ zusammengefasst werden. Dazu gehören starkes Übergewicht (mehr als 80 % der Betroffenen), Fettstoffwechselstörungen (hohes Cholesterin), Bluthochdruck und ein gestörter Zuckerstoffwechsel. Auch die erbliche Veranlagung spielt bei Diabetes mellitus Typ 2 eine große Rolle.
Diagnose & Verlauf
Um Diabetes mellitus zu diagnostizieren, werden der sogenannte Nüchternblutzucker (die im Blut vorhandene Glukose-Konzentration) gemessen und ein Glukosebelastungstest durchgeführt. Wenn dabei an mindestens zwei Tagen ein erhöhter Blutzuckerwert gemessen wird, gilt das als Hinweis für Diabetes mellitus.
Im Verlauf der Krankheit kann es ohne Behandlung oder bei einer falschen Einstellung des Blutzuckers zu Fehlfunktionen von Organen kommen. Im Extremfall können verschiedene Organe sogar komplett versagen. Darüber hinaus verlieren Patienten mit Diabetes vom Typ 1 ohne entsprechende Behandlung in der Regel an Gewicht, fühlen sich unwohl und müssen oft Wasser lassen. Beim Typ 2 sind die Symptome hingegen deutlich weniger ausgeprägt.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die vermehrte Zuckeransammlung im Blut versucht der Körper über den Urin wieder auszuscheiden. Starker Harndrang kann also ein Anzeichen für einen Diabetes mellitus sein. Der Urin schmeckt dann süßlich und riecht eventuell säuerlich-obstartig. Durch das häufige Wasserlassen haben Betroffene ständig Durst. Zudem kann eine trockene, juckende Haut Anzeichen des gestörten Flüssigkeitshaushaltes durch einen Diabetes sein.
Weitere mögliche Beschwerden sind Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Konzentrationsschwierigkeiten, weil der Zucker schlechter als Energielieferant in die Zellen gelangt. Dies kann zudem zu Gewichtsverlust führen, weil sich der Körper in der Folge an den Fettreserven bedient. Andersherum kann ein Diabetes auch Hungerattacken und Gewichtszunahme verursachen.
Da sich ein Diabetes mellitus auch auf das Immunsystem auswirkt, sind Betroffene oftmals anfälliger für Infekte wie Blasenentzündungen, Pilzinfektionen und Erkältungen oder beobachten Verzögerungen bei der Wundheilung. Des Weiteren können Seh- und Erektionsstörungen, Kribbeln in Händen und Füßen sowie Herz-Kreislauf-Probleme auftreten.
Während die Symptome bei einem Typ-2-Diabetes oftmals schleichend auftreten und nicht so leicht zuzuordnen sind, macht sich ein Typ-1-Diabetes meist innerhalb weniger Wochen bemerkbar. Zweifellos messen kann der Arzt erhöhte oder erniedrigte Blutzuckerwerte.
Werden die Anzeichen für einen Diabetes ignoriert, kann es zu lebensbedrohlichen Beschwerden wie Austrocknung, Nierenversagen oder Bewusstlosigkeit in Form eines diabetischen Komas (Überzuckerung) oder diabetischen Schocks (Unterzuckerung) kommen.
Verlauf
Verlauf und Prognose hängen bei Diabetes mellitus vor allem davon ab, wie gut es gelingt, den Blutzuckerspiegel auf einem konstanten Niveau zu halten. Bei Diabetes mellitus Typ 1 kommt es ohne Behandlung innerhalb weniger Wochen zu Veränderungen im Säure-Basen-Haushalt des Körpers. Daraus kann sich ein diabetisches Koma entwickeln, dass bis zum Tod führen kann. Der Typ 2 Diabetes mellitus entwickelt sich langsamer und wird oft erst nach jahrelangem Verlauf entdeckt.
Symptome beider Arten sind unter Anderem, verstärkter Durst, häufiges Wasserlassen, Gewichtsabnahme, Neigung zu Infektionen, Wadenkrämpfe, Juckreiz und Sehstörungen. Der Verlauf wird hauptsächlich durch Folgeerkrankungen (Augenschäden, Nierenschäden, Nervenschäden, Durchblutungsstörungen) bestimmt. Häufige Todesursachen als Folge von Diabetes mellitus sind Schlaganfall, Herzinfarkt und Nierenversagen.
Komplikationen
Bei einem unbehandelten oder schlecht eingestellten Diabetes mellitus können sowohl akute Komplikationen als auch langfristige Organschäden auftreten. Stark erhöhte Blutzuckerwerte (Hyperglykämie) führen häufig zu einer Entgleisung des Zuckerstoffwechsels mit Bewusstlosigkeit und Kreislaufversagen, ohne sofortige Behandlung kann der Patient ins diabetische Koma abgleiten. Die Gabe von zu viel Insulin oder eine zu geringe Kohlenhydratzufuhr können dagegen eine ebenso lebensbedrohliche Unterzuckerung (Hypoglykämie) mit der Gefahr des hypoglykämischen Schocks auslösen.
Verursacht ein hoher Blutzuckerspiegel keine akuten Beschwerden und bleibt deshalb über lange Zeit unbehandelt, schädigt er die kleinen Blutgefäße lebenswichtiger Organe. Zu den häufigsten Komplikationen zählt die diabetische Retinopathie, bei der die Gefäße in der Netzhaut der Augen betroffen sind. Zu spät erkannt kann sie zur Erblindung führen. Auch die Blutgefäße der Nieren werden von einem über längere Zeit erhöhten Blutzuckerspiegel in Mitleidenschaft gezogen (diabetische Nephropathie).
Die Filterleistung des Organs lässt nach, weitere Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus wie Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen beeinträchtigen die Nieren zusätzlich. Eine durch Diabetes mellitus bedingte Schädigung der Nerven bezeichnet der Arzt als diabetische Polyneuropathie, sie macht sich durch Empfindungsstörungen bemerkbar. Schlecht heilende Wunden und Geschwüre, die vor allem an den Füßen auftreten und zum Absterben von Gewebe führen können, sind eine weitere Folge schlecht eingestellter Blutzuckerwerte.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei Diabetes mellitus Typ 1 zerstören körpereigene Antikörper die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Infolge wird kein oder zuwenig Insulin produziert. Die Patienten müssen lebenslang Insulin substituieren. Diabetes mellitus Typ 1 ist die häufigste Form der Diabetes bei Kindern.
Bei Verdacht auf diese Störung muss immer sofort der Arzt aufgesucht werden. Diabetes mellitus Typ 1 geht mit einer Reihe von typischen Symptomen einher. Dazu zählen insbesondere starker Durst, vermehrter Harndrang, regelmäßige Heißhungerattacken und unspezifischer Juckreiz. Die Patienten fühlen sich außerdem ständig abgeschlagen und sind sehr anfällig für Infektionskrankheiten.
Wer solche Symptome an sich oder seinem Kind beobachtet, sollte unverzüglich seinen Blutzuckerspiegel testen lassen. Diesen Test bieten auch viele Apotheken zu einem geringen Preis an. Ist der Zuckerspiegel anormal, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Gibt es keine Auffälligkeiten, sollte der Test vorsichtshalber wiederholt werden.
Diabetes mellitus Typ 2 ist die häufigste Form der Diabetes bei Erwachsenen und wird vor allem durch Übergewicht, Fettleibigkeit und Bewegungsmangel verursacht. Diese Form der Diabetes ist in der Regel weniger gefährlich, kann unbehandelt aber dennoch zu schweren Komplikationen führen. Bei schlecht eingestellten Diabetikern sinkt zudem nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die Lebenserwartung. Regelmäßige Arztbesuche sind deshalb auch hier unerlässlich.
Behandlung & Therapie
Um akute Beschwerden und Spätfolgen der Diabetes mellitus zu vermeiden ist vor allem eine gute Blutzuckereinstellung von Bedeutung. Dabei steht eine gesunde Lebensweise im Vordergrund. Neben mehr Bewegung und einer Gewichtsreduktion bei Übergewichtigen ist es wichtig normale Blutfettwerte und einen normalen Blutdruck zu erreichen.
Um den Blutzucker bei Diabetes mellitus in einen angemessenen Bereich zu bringen reicht eine gesündere Lebensweise oft nicht aus. In diesem Fall steht eine Bandbreite an Medikamenten, sogenannte Antidiabetika in Tablettenform (Biguanide, Sulfonylharnstoffe, Glukoseregulatoren, Insulinsensitizer) zur Verfügung.
Typ 1 Diabetiker müssen, von Beginn der Erkrankung an, Insulin spritzen, da ihre Bauchspeicheldrüse nicht in der Lage ist Insulin selbst zu produzieren. Folgeerkrankungen lassen sich verhindern oder hinauszögern, wenn der Diabetes mellitus und seine Begleiterkrankungen richtig behandelt werden. Wird der Blutzuckerspiegel gut eingestellt können Diabetiker ein Leben ohne Einschränkungen und Beschwerden führen.
Aussicht & Prognose
Die Prognose der Diabetes mellitus ist gebunden an den diagnostizierten Diabetestyp und unterscheidet sich zwischen den verschiedenen Arten immens. Zusätzlich ist das Verhalten des Patienten stark beeinflussend für den Verlauf der vorliegenden Erkrankung. Dieser kann bei allen Ausprägungen einer Diabetes einen positiven wie auch einen negativen Einfluss haben.
Eine Heilung der Diabetes tritt jedoch trotz aller Bemühungen nicht ein, da es sich um eine chronische Grunderkrankung handelt. Nach den derzeitigen wissenschaftlichen Möglichkeiten ist eine vollständige Genesung der Stoffwechselstörung nicht möglich. Wird der Patient jedoch gut eingestellt, verringern sich in einem erheblichen Maß die Folgeerkrankungen der Diabetes. Die Lebenserwartung des Betroffenen richtet sich ebenfalls nach der Einstellung sowie der regelmäßigen Kontrolle des Blutzuckerspiegels.
Unter negativen Voraussetzungen kommt es im schwersten Fall zu einem frühzeitigen Ableben des Patienten. Dies gilt insbesondere, wenn keine Behandlung sowie kontinuierliche Kontrolle des Blutzuckers stattfindet. Unter optimalen Bedingungen hat der Patient die Chance, eine gute Lebensführung mit der Diabetes mellitus zu erreichen.
Hierfür sind eine Umstellung der Nahrungszufuhr sowie suboptimaler Lebensgewohnheiten und die Inanspruchnahme einer medikamentösen Behandlung notwendig. Die Stoffwechselerkrankung kann bei einer gesunden Lebensweise und der Vermeidung einer Zufuhr von Schadstoffen in einer Langzeittherapie zu einer gut händelbaren Erkrankung werden.
Nachsorge
Diabetes mellitus ist eine chronische Erkrankung und bedarf einer regelmäßigen Nachsorge. Da die Krankheit verschiedene Organe und Organsysteme betrifft, müssen dementsprechend verschiedene Fachärzte zur Nachsorge konsultiert werden, um Folgeerkrankungen früh zu erkennen und zu behandeln. Der Patient sollte nach Erkennen der Erkrankung geschult werden, um ihn auf das Einnehmen der Medikamente vorzubereiten und über die Nachsorge aufzuklären.
Allgemein sollten regelmäßige Kontrollen auf den Blutzucker gemacht werden, damit überprüft werden kann, ob der Patient gut mit den Antidiabetika beziehungsweise Insulin eingestellt ist, um gegebenenfalls die Medikamente umzustellen. Bei langjährigem Diabetes mellitus ist eine jährliche Kontrolle beim Augenarzt notwendig, weil die Erkrankung kleine Gefäße im Augenhintergrund schädigen kann und damit von Störungen des Sehens bis hin zur Erblindung führen kann.
Dazu ist eine Fundoskopie von Nöten, um frühe Veränderungen an der Netzhaut zu erkennen. Da der Diabetes mellitus auch gehäuft die Nieren befällt, ist eine regelmäßige Kontrolle durch den Nephrologen nötig. Der Diabetes mellitus kann unbehandelt in ein Nierenversagen führen.
Beim Hausarzt sollten ebenso regelmäßige Kontrollen der Füße stattfinden, da ein diabetischer Fuß eine häufige Komplikation bei uneingestelltem Diabetes mellitus darstellt. Der Patient sollte auch beim Neurologen vorstellig werden, da eine Schädigung der Nerven durch den erhöhten Blutzucker nicht selten ist.
Das können Sie selbst tun
Das Verhalten im Alltag und Selbsthilfemaßnahmen bei einer Erkrankung an Diabetes mellitus können wichtig für den Verlauf der Krankheit sein. Bei korrekter Kontrolle und Steuerung des Blutzuckers und bei Befolgung einiger weniger Verhaltensregeln gibt es für Diabetes-Kranke praktisch keinerlei Einschränkungen und auch keine Einbußen in der Lebenserwartung. Das gilt sowohl für den erworbenen Diabetes Typ 2 wie auch für den genetisch bedingten Diabetes Typ 1, der nur etwa fünf Prozent aller Diabetes Erkrankungen ausmacht.
Der Unterschied der Behandlung zwischen Typ 1 und Typ 2 Diabetes besteht darin, dass bei Typ 1 Diabetes, der eine Autoimmunerkrankung beinhaltet, die spezialisierten Zellen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) kein Insulin mehr produzieren können, so dass das notwendige Insulin gespritzt werden muss, da es bei oraler Verabreichung durch den Verdauungsapparat unwirksam würde. Bei der erworbenen Variante Diabetes Typ 2 ist die Bauchspeicheldrüse noch in der Lage, Insulin zu produzieren.
Unabhängig von der Notwendigkeit, evtl. Insulin spritzen zu müssen, gilt für beide Krankheitsvarianten eine strikte Befolgung der individuell zusammengestellten Ernährung sowie Bewegungstherapie, die in individuellen Sportprogrammen ihren Niederschlag findet.
Für Betroffene empfiehlt sich der Besuch einer Schulung über Diabetes mellitus und über die Konsequenzen bezüglich Verhalten. Sportliche Betätigungen im Rahmen der empfohlenen Bewegungstherapie sind neben der bewussten Ernährung und effektiver Einstellung des Blutdrucks wichtige Bausteine zur Vorbeugung gegen Sekundärerkrankungen wie Schädigung der Gefäße in wichtigen Organen, beispielsweise der Nieren und der Netzhaut der Augen.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Usadel, K.-H., Wahl, P.: Diabetologie und Stoffwechsel. In: Bob, A. u. K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2009